2015-07 Wandern auf der Zollernalb im Juli bei Ratshausen

Langstrecke mit Kurzweil 31. Juli 2015

Bilder von der Wanderung auf den Rappenstein

Liebe Wanderfreunde,
….so könnte die Charakteristik unsere Wandertour am letzten Sonntag im Juli lauten. Aus
geplanten 17 km wurde eine 20 km lange Wegstrecke, welche wir uns mit gutem Essen,
Gesang, schönen Gesprächen und Naturerlebnissen verkürzten.
Alles begann um 11.00 Uhr beim Kulturstadl in Ratshausen. Dort wurden wir von der
Inhaberin des Stadls, der Sängerin, Kabarettistin und Künstlerin Irmgard Kolbe mit Kaffee,
Tee (mit frischer Minze), selbstgebackenen Keksen, Melonenscheiben und anderen
Köstlichkeiten empfangen. Unseren Abmarsch verschoben wir kurzerhand um eine halbe
Stunde, trotz der etwas sportlichen Vorgabe, um 17.00 Uhr wieder im Kulturstadl zum
eigens für unsere Gruppe zubereitetem Vegan-Vegetarischen-Buffet einzutreffen. Im
Gegensatz zum Wanderführer Dietmar Walter aus Ratshausen war die Gruppe
optimistisch. Wir wussten ja auch nicht so ganz wirklich, was auf uns wartete.
Gestärkt und gut gelaunt ging es gleich mit einer Abkürzung durch den Friedhof Richtung
Hausen am Tann los. Nach ein paar 100 Metern erreichten wir die erste Attraktion, eine
der ergonomisch geformten Liegebänke, welche großzügig auf und um die Zollerische Alb
herum aufgestellt wurden. Ein Testsitzen bzw. -liegen war unvermeidlich. Nach dem
Gutbefund ging es weiter an der Schlichem entlang.
Wie gut dass es Dietmar gibt. Er wusste, dass die Schlichem an der für Wanderer
vorgesehenen Furt mit Schrittsteinen nicht passierbar war und führte uns in geschicktem
Manöver im Zickzack über und unter Brücken hindurch zu den Wasserfällen bei Hausen.
Zwei Tage vor unserer Wanderung hatte es ein starkes Unwetter gegeben, bei welchem
die Schlichem weit über ihre Ufer hinaus getreten war und am Sonntag immer noch mehr
Wasser führte als normal.
Wir waren Glückskinder, denn an unserem Wandertag war es windstill und hatte
wunderbare 20°C mit Sonnenschein. Die Tage davor gab es selbst auf der Zollernalb
Temperaturen von über 30°C und am Tag danach regnete es und wurde herbstlich frisch.
Ein großes Dankeschön an den Wettergott für seine wohlwollende Unterstützung unserer
Tour.
Unterwegs begegneten uns Mauerfüchse, Kaisermäntel, Admirale, C-Falter, rostfarbige
Dickkopffalter, Hummelschwärmer und zwei gefährlich große gerollte „Erdkugeln“, welche
auf eine überdimensional geratene Art von Mistkäfer hindeuteten. Eine Biologin und wir
rätselten, ob wir vielleicht eine neue Spezies entdeckt hätten, doch ließ sich der Hersteller
der Kugeln leider – oder Gott sei Dank – nicht blicken.
Nach den Wasserfällen führte der Weg kontinuierlich bergan, wurde steil und steiler. Zum
Glück führte der Anstieg zum Rappenstein durch angenehm temperierten Wald. Oben
angekommen, wurden wir mit der einer Rast und einer wunderschönen Aussicht auf den
Plettenberg und das Obere Schlichemtal belohnt.
Der wohl verdienten Stärkung folgte eine musikalische Einlage. Eine Chorleiterin übte mit
der Gruppe ein altrussisches Lied ein, welches wir innerhalb kürzester Zeit dreistimmig
singen konnten. Wir gruppierten uns am Traufrand und sangen voller Inbrunst hinaus ins
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Tal, was mir eine Gänsehaut einbrachte und für einen ganz besonderen Zusammenhalt
der Gruppe sorgte. Alles auf freiwilliger Basis versteht sich. Der krönende Abschluss war
ein Solo unserer Chorleiterin, für welches sie stürmischen Applaus erntete.
Gestärkt und beschwingt folgten wir unserem Wanderführer, welcher uns am
„Schuhmachersessel“ vorbei, den Trauf entlang leitete. Der Sage nach erhielt ein
Schuhmacher im Mittelalter, welcher wegen Aufmüpfigkeit zum Tode verurteilt war, die
Chance sein Leben zu retten, wenn er auf einem spitzen Felsen sitzend, Schuhe besohlen
könne, ohne dass ihm sein Werkzeug und die Nägel herunterfallen. Eine heikle
Angelegenheit, welche unser Schuhmacher jedoch meisterte und somit sein Leben rettete.
Dass im Mittelalter noch gar keine Nägel zum Schuhe besohlen eingesetzt wurden, tut der
Sage nicht wirklich einen Abbruch, sondern lässt dem spitzen Felsen, welcher mittlerweile
ziemlich bewachsen und verwildert ist, etwas Mystisches anhaften.
Dann war es soweit, ein Abschied nahte. Drei Mitwanderer hatten sich für die abgespeckte
Version des Weges entschieden und schwenkten rechts ab. Der Haupttrupp marschierte
tapfer an Getreidefeldern, Wiesen und durch Wälder dem Ziel entgegen. Der Abstieg
gestaltete sich etwas abenteuerlich, da der Weg über Stock und Stein nach unten führte.
Unten angekommen, ging es an der Schlichem entlang zurück. Diesmal war der
ergonomisch geformte „Liegestuhl“ mehr als willkommen, um die müden Beine
auszuruhen und am liebsten hätte ich mich direkt zum Kulturstadl gebeamt, doch ich hatte
meinen „Kommunikator“ nicht dabei und musste vollends auf Schusters Rappen dem Ziel
entgegen schreiten.
Trotz verlängerter Strecke kamen wir nur mit 15 Minuten Verspätung im Stadl an und
wurden von einem fürstlichen Buffet empfangen. Es blieb kein Wunsch offen und wir
schlemmten nach Herzenslust. Die Lounge des Stadls erlaubte ein kurzes Nickerchen
sowie das Hochlegen der doch etwas strapazierten Füße. Sekt und Aperol Spritz sorgten
für eine erfreuliche Erfrischung, bevor das Kulturprogramm startete.
Karl Valentin in seiner schönsten Form wurde uns von Irmgard und Karl Friedrich
präsentiert. Beim Buchbinder Wanninger war das Publikum gefordert und erhielt die
Aufgabe, die Rollen der Mitarbeiter der Baufirma Meisel & Compagnie zu spielen. Es war
ein großer Spaß und dann wurde es ernst, der Poetry Slam begann und die Teilnehmer
waren aufgefordert, ihre Gedichte und Texte auf der Bühne zu präsentieren.
Als erstes wurden die Zuschauer zu Teilnehmern einer typischen Gemeinderatssitzung im
Ländle, welche vom Feinsten war und kein Klischee ausließ. Einem mittelalterlichen
Heiratsvermittler, welcher versuchte, einem sich im besten und heiratsfähigem Alter
befindlichen Herren unter die Haube zu bringen, was leider nicht gelang, folgten
berührende, zum Nachdenken anregende Gedichte einer Mitwanderin.
Dann kam meine Showtime mit „Die Made“ von Heinz Erhard sowie dem Gedicht „Die
Carmen’sche Alb“, welches kurz vorher von meinem Kollegen erdacht und für mich
geschrieben wurde.
Einem Mißverständnis beim Ausfüllen des Fragebogens für Fahrschüler, einem Lob auf
das Holz und „Das Veilchen“ von Goethe folgten noch zwei Einlagen von Irmgard.
Während einer Umkleidepause der Karl-Valentin-Truppe nutzen wir die Gelegenheit, unser
am Rappenstein gelerntes Lied zu singen. Diesmal sogar vierstimmig, denn die noch
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fehlende Stimme wurde während der Wanderung einstudiert. Wir waren total begeistert
von uns und applaudierten wie wild.
Es machte riesig Spaß und die Vortragenden wurden mit viel Beifall bedacht. Hier
nochmals ein großes Dankeschön an die Poeten, Schauspieler, alle Mitwanderer sowie
weitere Gäste, Dietmar (www.walkingandhiking.de) und Irmgard.
Es war schön mit euch.
Carmen
Carmen Diessner, Rosenfeld
Tel: 07428-9407895, Mail: info@rimwalker.de
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